Stoffspielerei Handgenäht: Sweatshirt mit Reverse Appliqué

Etwas mit der Hand zu nähen ist im Zeitalter der Nähmaschine und allgemeiner Schnelllebigkeit wohl eine in Für und Wider gut abzuwägende Entscheidung. Eine Modedesignerin, die das Handnähen in ihren Kollektionen zum besonderen Merkmal gemacht hat und seit nun schon über zwanzig Jahren weltweit damit unzählige Selbstnäherinnen inspiriert, ist Natalie Chanin aus Alabama, USA. Auch bei den Stoffspielereien gab es dazu schon Themen und viele Beiträge. Ich hatte Ende vergangenen Jahres mit einem entsprechend inspirierten Nähprojekt begonnen und möchte es heute bei den Stoffspielereien im September 2023 „Handgenäht“ zeigen.

Ich nähte mir ein Sweatshirt. Das revers applizierte Motiv schmückt nur das Vorderteil. Der Oberstoff ein dunkelgrüner French Terry (95% Baumwolle, 5%Elasthan), zum Unterlegen des Motivs nahm ich einen schwarzer Baumwoll-Singlejersey (100% Baumwolle). Für die Vorderseite meiner Oberteile sind immer Abnäher erforderlich, weshalb ich schon verschiedenste Abnähervarianten und verschiedene Teilungsnähte ausprobierte. Derzeit ist meine bevorzugte Variante für die Formgebung bei Sweatshirts eine doppelt schräg geteilte Vorderseite (ähnlich wie bei der hier auf PInterest gefundenen Abnäherverlegung). Entsprechend habe ich für das Sweatshirtvorderteil drei Teile separat vorbereitet.

Als ersten Schritt der Vorbereitung hatte ich jedes Blatt sorgfältig fixiert ;-)

Um die Teile zusammenzufügen, entschied ich mich für Handnähte – mit den zusammentreffenden vier Lagen Stoff wäre eine Maschinennaht zu fest und wulstig geworden. Ich nähte mit einem Rückstich und kleinen Stichen. Die Stiche schließen nicht ganz dicht an einander an, das ist der Dicke der Stofflagen geschuldet, durch die ich leicht schräg durchgestochen habe.

Ein weiterer Vorteil des Zusammennähens mit der Hand war, dass ich das aufeinandertreffende Motiv gut ausrichten konnte.

Allerdings war ich mir nicht sicher, wie die vielen Stofflagen an den Teilungsnähten und die Handnähte selbst sich bei Wäsche und beim Tragen verhalten werden. Deshalb beschloss ich, die Nahtzugaben – wie bei Alabama Chanin Kleidungsstücken typisch – mit längerem Heftstich zu fixieren. Bei der Vorbereitung der Teile hatte ich die Nahtzugabe rechtgroßzügig bemessen, um nach dem Schablonieren und Umranden des Motivs ggf. die Nahtlinien anpassen zu können. Es war nicht notwendig aber die Nahtzugaben habe ich so belassen, da sie sich so gut umlegen ließen und auch nicht zurückklappten.

Zur Fertigstellung des Sweatshirts habe ich mich dann wieder der Nähmaschinen bedient.

Alle Umrandungen, die Teilungsnähte und die Fixierungen haben bisher gut gehalten. Ich war erst etwas besorgt, ob des nur im Heftstich umrandeten Motivs. Bei meinem allerersten reverse applizierten Kleidungsstück hatte ich alles mit einem Rückstich umstickt. Aber das Umranden des Motivs im Heftstich hat wohl seinen Ursprung in der Technik des Handquilten und da funktioniert das gewünschte Fixieren entsprechend. Auch der French Terry performt gut. Nur an den Stellen, wo etwas mehr Reibung auftritt, sind die geschnittenen Kanten ganz leicht ausgefranst, der Großteil aber ist auch nach mehreren Wäschen recht glatt geblieben.

Ein großes Dankeschön richte ich an die Blogautorin vom Blog „Siebensachen zum Selbermachen, die das Thema „Handgenäht“ für die Stoffspielerei im Monat September 2023 vorgeschlagen hat und heute alle Beiträge sammelt. Ich bin sehr neugierig, welche handgenähten Werke zu sehen sein werden!

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Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

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Die kommenden Themen dieses Jahres sind:
29.10.2023: „Mosaik/Bruchstücke“ bei zwisch-en-durch
26.11.2023: „Schneeflocken“ hier auf Stoffnotizen :-)

Eine Übersicht aller bisherigen Stoffspielereien findest Du auf stoffspielereien.net

20 Kommentare zu „Stoffspielerei Handgenäht: Sweatshirt mit Reverse Appliqué

  1. Dein Beispiel zeigt, dass man es nur wagen muss, Kleidung von Hand zu nähen oder zu verzieren. Dein Sweatshirt ist sicher ein vielgeliebtes Teil und so persönlich. Super! Du hadt ein gutes Händchen für Nähereien und ich bewundere auch deine Geduld.
    Liebe Grüße, Elvira

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    1. Dankeschön! Es stimmt, dieses Sweatshirt liebe ich sehr. Ich habe noch ein zweites schabloniert und umnäht, aber bisher nicht die Muße gefunden, die vorbereiteten Teile zusammenzunähen. Etwas ungestörte Ruhe ist dafür schon nötig. Liebe Grüße!

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  2. Wunderschön! Könnte mir die Farbkombination und das Blattmotiv bekannt vorkommen? Du hast auch die Blätter an den Teilungsnähten so gut hinbekommen. Ach, ich sollte auch mal wieder ein Alabama-Teil nähen.
    LG
    Beate

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    1. Dankeschön! Ja, das hast Du gut erkannt. Grün und Schwarz ist eine meiner Lieblingsfarbkombinationen und das Motiv in etwas kleiner habe ich auch auf einigen Kleidern aufschabloniert. Damit die Blätter an den Teilungsnähten gut passen, hatte ich mir die Teilungslinien mit Passmarken auf der Schablone und den Stoffteilen markiert. Alabama Chanin hat schon einige sehr ansprechende Stoffverschönerungstechniken zusammengetragen, da will ich auch noch mehr ausprobieren. Liebe Grüße!

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  3. Das doppelt schräg geteilte Vorderteil ist ja eine sehr spannende Schnittmustervariante! Aus dem Text konnte ich mir das nicht recht vorstellen, aber am letzten Bild sieht man es ja sehr gut. Cool. Und das ersetzt sozusagen die Abnäher, weil es genug Volumen für die Brust gibt?
    Toll, wie sich die Blätter an den Nahtlinien so schön treffen. Ich habe diesmal, beim komplett Von-Hand-Nähen eines Kleides, ebenfalls die Vorzüge des Handnähens entdeckt: Es scheint mir sorgfältiger, und man kann viel genauer Ausrichten, weil es langsamer geht.
    So ein schönes Projekt! Liebe Grüße, Gabi

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    1. Dankeschön! Das stimmt! Ich hatte auch den Eindruck, dass ich die Teile so besser ausrichten konnte, insbesondere wo geteilte Blätter aneinanderstießen. Und du hast es auch richtig verstanden: die Teilungsnähte nehmen die Abnäher auf. Es sind also nicht alle Kanten der Teilungslinien parallel sondern winkeln sich ab dem Brustpunkt ab. Es ist eine Abwandlung einer Variante von Abnäher- und Nahtvarianten, die in der Rubrik Schnitttechnik der Zeitschrift Damenrundschau 04/98 gezeigt wurden. Ich hatte die Schnittdetails bei diesem Beitrag außen vorgelassen – ich verlinke mal oben im Text einen älteren Blogpost und werde einen Erklärbeitrag dazu mal nachreichen! Liebe Grüße!

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  4. Dein Oberteil zeigt wunderbar, das wir viel mehr mit der Hand nähen sollten, jetzt nicht unbedingt die Konstruktionsnähte wenn es nach mir geht, aber sieht in deinem Beitrag so wunderbar was sich tolles machen lässt einfach mit zwei einfarbigen Stichen und simpelsten Handstich. Wunderbar

    LG Sabine

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    1. Dankeschön! So ist es, ganz genau, der extra Materialeinsatz für dieses Sweatshirt war nicht groß, die Stiche sind einfach. Ich hatte zwar auch überlegt noch andere Nähte mit der Hand zu nähen aber habe mich dann doch für die Nähmaschine entschieden und die besonderen Handnähte dem Vorderteil überlassen. Liebe Grüße!

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  5. Das ist ein Meisterwerk, so exakt gearbeitet und wirkungsvoll. Das doppelt schräg geteilte Vorderteil ist mir neu, gibt es dazu Anleitungen ? Deine Nähte treffen so akkurat zusammen – könnte man nicht auch erst die Naht schließen und danach das Motiv aufnähen?
    Nach meiner Erfahrung halten Handnähte gut, sie haben etwas mehr Elastizität und können besser an das Material angepasst werden – wir haben nur nicht mehr die Geduld dazu.
    Dein Oberteil ist wunderschön, ich bewundere die Arbeit.
    Liebe Grüße von Tyche

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    1. Dankeschön!
      Das geteilte Vorderteil habe ich nach einer Abnähervariante konstruiert, die mal in der der Rubrik Schnitttechnik der Zeitschrift Damenrundschau 04/98 gezeigt wurde. Ich hatte eine Zeit lang verschiedenste Abnäherverlegungen recherchiert und ausprobiert, um die zu finden, die mir für mich am besten gefallen. Ich verlinke oben im Text mal einen älteren Blogbeitrag dazu.
      Ich denke das Motiv könnte man auch nachträglich arbeiten, wenn die Blätter nicht in den Teilungsnähten lägen. Allerdings wird mein Vorderteil auch durch die Teilungsnähte, die die Abnäher aufnehmen, geformt, so dass es mir einfacher erschien, die Teile vor dem Zusammennähen mit dem Motiv vorzubereiten.
      Die Geduld für Handnähte ist ganz sicher ein wesentlicher Faktor: ich entscheide darüber immer danach was ich von der Naht erwarte und wie sie nach der jeweiligen Art und Weise des Nähens erscheint. Säume an Viskosekleidern nähe ich derzeit immer mit der Hand, obwohl 3 Meter davon schon einige Zeit brauchen ;-)
      Liebe Grüße!

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  6. Sehr exakt und gewissenhaft hast Du gearbeitet. Das Blattmotiv habe ich bei Dir ja auch schon als Druck auf einem Kleid bewundert. Es eignet sich sehr gut für so eine Technik. So ganz erschließt sich mir nicht, ob Du die Blätter obenauf geheftet hast (so wirkt es auf den Fotos) oder eine Fläche hinterlegt. Auf jeden Fall ist es schön geworden.
    Auch ich mag den Prinzess-Oberteil-Schnitt oder die Abnäher-Rotation, die unter dem Arm endet als 3teiliges Vorderteil. Gerne ergänze ich zuletzt eine Vorstich-Absteppnaht zur Fixierung der Nahtzugabe.
    Diese Aufteilung birgt so viel Gestaltungspotential wie Dein Beispiel zeigt.
    LG Ute

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    1. Dankeschön! Genau, das Motiv ist meine Himmelsbaumbus-Schablone, die ich im Vergleich zu den Kleidern noch einmal vergrößert habe.
      Das Foto mit den Heftfäden mag vielleicht etwas irreführend sein, ich hatte das so gar nicht gesehen. Ich hatte die Blätter vor dem Umnähen mit Heftfäden fixiert, weil ich die Teile transportiert habe und unterwegs umstickt habe. Ich hatte die Blätter mit schwarzer Textilfarbe auf den dunkelgrünen French Terry schabloniert, mit schwarzem Jersey unterlegt und das jeweilige Blattinnere nach dem Umsticken ausgeschnitten.
      Die Teilungsnähte enthalten die rotierten Abnäher, ganz genau.
      Liebe Grüße!

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  7. Ich mochte das Motiv auch auf deinem Kleid schon sehr, und auf dem Sweatshirt kommt es auch ganz wunderbar zur Geltung. Und ich finde, die Variante wie auf dem ersten Bild hat auch seinen Reiz (mit dem helleren Blattinneren).
    Ein T-Shirt nach Alabama Chanin habe ich auch, und ich kann bestätigen, dass das Reverse Applique Maschinenwäsche problemlos übersteht, hätte ich vorher nicht gedacht.
    Liebe Grüße Christiane

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    1. Dankeschön! Super, dass Du die gleichen guten Erfahrungen mit der Wäsche von Reverse Appliqué gemacht hast. Die Variante mit dem helleren Blattinneren ist auch eine Möglichkeit, das stimmt. Liebe Grüße!

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  8. Ein schönes Sweatshirt hast du dir da genäht. Die Technik von Alabama Chanin finde ich sehr ansprechend. So ein Shirt sollte ich mir auch mal wieder nähen. Sehr raffiniert ist die Teilung der Vorderseite um darin Brustabnäher unterzubringen, sowas habe ich noch nicht gesehen. LG Gabi

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    1. Dankeschön! Vor einiger Zeit hatte ich mich auf die Suche gemacht nach Alternativen zum gängigen Brustabnäher von der Seite her. Gerade bei Schnittmustern der 40er und 50er findet man sehr interessante Lösungen. Liebe Grüße!

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  9. Klasse, du hast eine Wintervariante in Alabama erschaffen, in meinem Buch sind ja eher Hochsommerteile. Superexakt hat du genäht, wie ich finde!!! Und so schön getupft die Blätter mit der Farbe, dass ich wohl gar nicht weggeschnitten hätte, weil das so toll aussah mit dem Verlauf. Der Kontrast ist jetzt natürlich besser. (ich habe auch noch ein angefangens Teil hier…)
    Handnähen bietet einfach viel!
    viele Grüße, Karen

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    1. Dankeschön, dankeschön! Ja die Variante mit dem helleren Blattinneren hat etwas – ich war eigentlich nur sparsam mit der Farbe, da das Innere ja ausgeschnitten wird ;-) Aber nun ich habe es als Idee auf meiner Liste möglicher Alternativen für einen Motivdruck! Liebe Grüße!

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Ich bin neugierig auf Deinen Kommentar :-) Bitte hab Verständnis, dass ich Kommentare zuerst lese und dann freischalte. Danke!

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