Stoffspielerei blumig: Schnittblume

In Vorfreude auf den Frühling wird es im Februar 2024 bei der Stoffspielerei blütenreich blumig. Ich konnte mich lange nicht entscheiden, welche der vielen Möglichkeiten ich dieses Mal wählen möchte. Sticken, Raffen, Falten, Drucken, Schneiden? Es ist eine Mischung geworden :-)

Ich hatte auf Pinterest ein in Leder oder ähnlichem geschnittenes Chrysanthemenmotiv der Designerin Helen Amy Murray entdeckt. Interessant daran fand ich, dass sich die Blütenblätter durch die darunterliegende Schicht anheben und das Blütenmotiv sozusagen aufblüht. Wie sich das wohl mit Stoff erreichen lässt?

Ich bediente mich der Idee des Faux Chenille und arbeitete mit Stoffschichten. Oberste Lage ein Interlockjersey, dessen Kanten nach dem Schneiden nicht ausfransen werden. Darunter verschiedene Baumwollstoffe, die – im Gegensatz zum Interlock – geschnitten nach einer Wäsche Fransen bilden werden, etwas Volumen erzeugen und dann die obere Lage anheben sollten.

Mein Blütenmotiv entwickelte sich aus einer stylisierten Chrysantheme. Die Blütenblätter habe ich mit Blick auf die Schnittlinien angeordnet. Erst wollte ich das Motiv nur mit einem weißen Buntstift aufzeichnen, um den Interlock in seiner Qualität nicht zu sehr zu verändern, doch die Linien verschwanden recht schnell bei der weiteren Bearbeitung. Deshalb habe ich dann doch mit Textilfarbe schabloniert.

Da der Interlock doch recht leicht ist und die Lagen nur lose übereinander liegen musste ich sie geeignet punktuell fixieren und verbinden. Ich habe mit einem einfachen Quiltstich in der jeweiligen Blättermitte und Quiltknoten zwischen den Blättern gearbeitet.

Die mittleren Blütenblätter bewegen sich nach dem Aufschneiden und etwas Drüberstreichen schon in die gewünschte Richtung! Wo ein Quiltknoten benötigt wird, habe ich dann so nach und nach festgestellt. Zuerst habe ich nur die oberen zwei Schichten aufgeschnitten, da ich dachte, vielleicht wäre ein Kontrast zu einem roten Untergrund recht schön.

Nach der ersten Handwäsche bringen die überstehenden Enden der Knoten ein bisschen Dynamik mit ein. Der blaue Double Gauze Musselin franst wie gewünscht. Allerdings reicht seine Kraft nur dazu, die Blütenblätter leicht anzuheben. Die rote Baumwoll-Popeline habe ich an einem Blatt mit aufgeschnitten – sie franst zurückhaltender, würde aber auch zum Aufblühen wohl beitragen.

Allerdings heben sich nicht nur die Blütenblätter, sondern auch die Ränder an der Außenkante des Motivs. Diese müsste ich besser wohl ebenfalls fixieren.

Schwerwiegender für mich an dieser Stelle jedoch: es lösen sich bei der Wäsche Fäden aus dem Gewebe – durch das Motiv verlaufen die Schnittlinien auf den Baumwollstoffen in allen möglichen Richtungen. Ein solches ungleichmäßiges Fransen sieht man zum Beispiel bei dem folgenden pinkfarben spiralförmigen Faux Chenille sehr deutlich. Bei einem Faux Chenille, das schräg zum Fadenlauf geschnitten wird, halten die Fixiernähte alle Gewebefäden (gleichmäßig) fest.

Diese praktische Schwierigkeit führte dazu, dass ich das Experiment so in dieser Form erst einmal auf sich beruhen ließ. Mittlerweile habe ich aber eine Idee, wie ich sie umgehen kann. Zwar wird das Ganze sich dann ganz weit weg von der ursprünglichen Idee bewegen, aber so ist der Gang der Dinge manchmal. Ich denke, ich werde es bei einer der kommenden Stoffspielereien dieses Jahr weiterführen ;-)

Nun sind aber erst einmal die blumigen Stoffspielereien, die bei Ute auf dem Blog 1-2-3 Nadelei gesammelt werden, an der Reihe! Dankeschön für diesen Themenvorschlag!

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23 Kommentare zu „Stoffspielerei blumig: Schnittblume

  1. Deine mehrlagige Gestaltung mit unterschiedlichen Materialien mag ich sehr, das Ergebnis gefällt mir. Interessant wie es sich dann bei Nutzung weiter verändert. Da bin ich schon auf die Fortsetzung gespannt.
    LG Ute

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  2. Liebe Kerstin, das ist wirklich ein Experiment im Sinne der Stoffspielereien, ich bin beeindruckt. Die Idee, verschiedene Stoffe fransen, sich rollen zu lassen oder Volumen zu bringen, führt doch zu interessanten Ergebnissen und weckt noch weitere Ideen. Gefällt mir gut, was du ausprobiert hast, danke fürs Zeigen. Liebe Grüße von Tyche

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  3. Du schaffst wirklich immer wieder neue Einblicke in textile Techniken mit deinen „Spielereien“. Dabei kann man viel lernen. Deine räumlichen Blumen sind so ausgefallen, ich kann sie mir gut auf einer Jacke vorstellen. Ein Hingucker auf alle Fälle. Liebe Grüße, Elvira

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    1. Dankeschön! Eigentlich hatte ich eine andere Anwendung im Sinn, doch Du hast mich auf eine neue Idee gebracht. Vielleicht nicht als Blüte, aber in Form von Blättern :-) Liebe Grüße!

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  4. Toll, wie sich die Kanten heben! Da hast du richtig gerechnet. Auf die Fortsetzung bin ich gespannt! (Einen Chenille-Schneider hätte ich inzwischen sogar. Nur noch nie ausprobiert. Das könnte ich dann einmal angehen.) Liebe Grüße, Gabi

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    1. Dankeschön! Mit einem Chenille-Scheider habe ich auch schon geliebäugelt, doch bin ich mir nicht sicher, ob dieser die geschwungenen Formen, die ich gern schneide, so bewerkstelligen lässt. Aber für gerade Linien ist dieser wohl sehr praktisch! Liebe Grüße!

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  5. Also mir gefällt dein Experiment. Wann immer ich mir zum Beispiel Haute Couture Modelle ansehe, entdeckt man dabei eine Menge Dekorationen, die schlichtweg nicht waschbar sind. Warum nicht selber auch sowas versuchen. Dabei bin ich selber eben auch so ein ganz und gar praktisch denkender Typ, das ist mir gelegentlich richtig im Weg…Liebe Grüße, Silvia von Petersilie &co

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    1. Dankeschön! Ja, so ist er, der praktische Aspekt. Manchmal überlege ich auch hin und her, ob etwas sinnvoll/machbar ist, zweifele und probiere es manchmal trotzdem aus. Aber vielleicht entdeckt man erst bei der Spielerei einen Weg, wie beides zu vereinen ist. Liebe Grüße!

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  6. Experimentelles Arbeiten – spannend zu lesen, wie du vorgegangen bist und welche Erfahrungen du gemacht hast. Die Idee, mit Stoff die dritte Dimension zu erreichen, war ja mal eine der Grundideen der Stoffspielereien, schön, das hier bei dir wieder zu sehen. Und ich bin gespannt, wie es damit bei dir weitergeht.
    LG
    Beate

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  7. Sehr spannend, wie sich das mit den Blütenblättern entwickelt. Ich bin auch ganz gespannt, wie du das noch weiter entwickelst und was letzten Endes daraus wird. Wobei nicht immer etwas daraus werden muss, es ist so als Versuchskunst ja auch schon ziemlich beeindruckend ;-)
    Liebe Grüße, heike

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    1. Dankeschön! Mit diesem Ergebnis als Versuchskunst bin ich auch zufrieden. Glücklicherweise haben wir ja noch ein passendes Thema bei den Stoffspielereien dieses Jahr und vielleicht wäre das die Gelegenheit, daran weiter zu arbeiten ;-) Liebe Grüße!

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