Stoffspielerei Typographie: Samtweiche Buchstaben

Für die Stoffspielerei im Februar 2022 hat KaZe vom Blog Feuerwerk by KaZe zum Thema Typographie eingeladen. Ich ließ mich dafür vom Buch Muster im Rapport inspirieren. In diesem werden Buchstaben zur Veranschaulichung verschiedenster Rapportgestaltungen verwendet. Ein Muster aus einem Buchstaben zu schaffen, erschien mir sehr interessant. Farbe drucken wollte ich dieses Mal nicht, deshalb überlegte ich, wie ich anders Buchstaben auf/in den Stoff bringen könnte. Nachdem ich bei Ines mit dem Blog Nähzimmerplaudereien an ihre wunderschöne Stoffspielerei mit partiellem Chenille erinnert wurde, fiel meine Wahl auf diese Technik.

Mein zuerst in Gedanken etwas umfänglicheres Buchstabenmuster habe ich jedoch praktisch recht schnell auf die spielerische Anzahl von drei Buchstaben reduziert. Ich hoffe, dass meine Buchstabenanordnung so noch nirgendwo zur Logobildung genutzt wurde oder sonstig mit Kontext aufgeladen ist.

Verarbeitet habe ich Jeans (Rest einer abgetragenen Hose) und weichen Baumwollstoff (ehemaliges Bettlaken). Den Buchstaben M habe ich auf Kästchenpapier so aufgezeichnet, dass die schrägen Kanten im 45° Winkel zu den Seiten stehen. Ich habe die M’s dann so ausgeschnitten, dass die senkrechten Kanten des Buchstaben M im schrägen Fadenlauf liegen und die schrägen Kanten im geraden Fadenlauf. Der Gedanke dabei war, dass so auch die äußeren senkrechten und waagerechten Kanten mit ausfransen können. Entsprechend habe ich die M’s mit 2 verschiedenen Stichen aufgenäht: die senkrechten und waagerechten Buchstabenkanten (schräger Fadenlauf) mit kurzem Abstand zur Kante mit Steppstich und die schrägen Kanten (gerader Fadenlauf) mit Langettenstich, damit alle Gewebefäden festgehalten werden. Diesen Unterschied zeigt recht schön die Rückseite.

Bei meiner gewählten Buchstabengröße sind Stepplinien von ca. 4 mm Abstand entstanden. Die Chenillelinien habe ich mit einer kleinen Stickschere aufgeschnitten, Lage für Lage. Für die drei Buchstaben war das machbar. Nach dem Aufschnitt und ein bisschen Drüberrubbeln zeigt sich noch nicht viel Dynamik.

Chenille-Buchstabe, aufgeschnitten

Nach einer ersten Wäsche dann schon ein bisschen mehr.

Chenille-Buchstabe nach dem ersten Waschgang

Dann etwas mehr mit einer Bürste bearbeitet und nochmals gewaschen.

Chenille-Buchstabe nach der zweiten Wäsche und etwas mechanischer Bearbeitung

Die Jeanslage puschelt doch recht nett für den engen Abstand der Chenille-Linien. Die Buchstabenoberfläche ist soooo spürbar anders als vor dem Aufschneiden der Linien. Die Buchstaben heben sich stärker ab und sind weich und samtartig geworden :-)

Im Verlauf des Arbeitens sind mir noch viele weitere Ideen für typographische Stoffspielereien gekommen – Dankeschön an KaZe für diese tolle Anregung! Alle Beiträge der Stoffspielerei zu diesem Thema werden auf ihrem Blog auf einer entsprechenden Seite gesammelt. Ich bin schon sehr neugierig, was alles so zu sehen sein wird!

Bis bald!

Die Stoffspielereien

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

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Eine Übersicht aller bisherigen Stoffspielereien findest Du unter stoffspielereien.net

20 Kommentare zu „Stoffspielerei Typographie: Samtweiche Buchstaben

  1. Auf diese Idee wäre ich nie gekommen, aber sie gefällt mir ausnehmend gut. Chenille habe ich bisher nur flächig genutzt. Ganz wunderbar lassen sich mit den Buchstaben Aktzente setzen. Schön, das du dabei bist.
    Viele Grüße, Karen

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    1. Dankeschön! Es sind schon recht enge Abstände auf den 5cmx6cm großen Buchstaben, die aufgeschnitten werden. Wenn die Buchstaben kleiner sein sollten, fände ich das auch schwierig für den Chenille-Effekt. Liebe Grüße!

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  2. Oh, das sieht sehr flauschig aus! Ich kann mir das auch gut als Wort auf z.B. einer Tasche vorstellen. Bei mir ist vor Kurzem auch ein Chenilleschneider eingezogen – Eure Experimente machen richtig Lust darauf! Liebe Grüße, Gabi

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    1. Dankeschön! Mit einem Chenille-Schneider habe ich auch schon geliebäugelt. Vielleicht probiere ich einen solchen beim nächsten großen Chenille-Projekt mal aus! Ich finde diese Technik immer wieder spannend :-) Liebe Grüße!

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  3. Ein fluffiges, kleines Projekt! ich mag die Art, wie man die Buchstaben auch abstrakt verwenden kann. Und du hast gut entschieden, ein „handliches“ Format zu wählen, damit man die Lust daran behält. Liebe Grüße, Elvira

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    1. Dankeschön! Ja, die Anzahl der Buchstaben war bei der verfügbaren Zeit schon ein Faktor den Spaß an der Sache aufrechtzuhalten ;-) Für ein umfänglicheres Buchstabenexperiment würde ich glaube ich wenn dann erstmal auf eine Drucktechnik zurückgreifen. Liebe Grüße!

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  4. Das Chenille in Buchstabenform zu machen ist super. ich nähe demnächst eine Tasche – da muss ich das mit Buchstaben ausprobieren. Der Chenilleschneider muss ja mal wieder zum Einsatz kommen. Ich musste für meine Blätter auch ordentlich rubbeln, aber die Flauschigkeit danach entschädigt. Danach will man ja immer mit den Fingern drüberstreicheln.
    Liebe Grüße
    Ine

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    1. Dankeschön! Der Denim und die engen Abstände waren nicht ganz so puschelfreudig. Vielleicht wäre bei den kleinen Flächen ein anderer Stoff besser. Ich muss nochmal nachlesen, welchen Stoff Du verwendet hast. Und dann probiere ich Deine Idee mit dem kleinen Bürstchen aus ;-) Ich hoffe ich finde bald Zeit und Gelegenheit! Liebe Grüße!

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    1. Dankeschön! Die Abstände sind schon sehr eng. Kleiner würde ich nach diesem Experiment auch nicht gehen. Es ist ein eher „kurzfloriger“ Chenille-Samt geworden. Liebe Grüße!

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  5. Wie interessant und witzig das aussieht ! Man stelle sich vor, eine Jeans sei genaus so repariert worden, das fände ich sehr lustig.
    Die Anordnung der Buchstaben und die Idee, daraus ein Muster zu bilden, ist immer wieder ein neuses Erlebnis, ich kenne das vom patchwork her.
    Danke für’s zeigen
    Liebe Grüße
    Tyche

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  6. Ein feines kleines Beispiel wie man mit wenig Material was interessantes gestalten kann. Auch ich achte immer auf den Schrägschnitt und mag es nicht so, wenn der gewebte Faden raus driftet. Deshalb finde ich Deine Sicherung mit den Feston-Stichen praktisch.
    Spannend finde ich auch, wie hier ein Beispiel von Ines eine Variation bekommen hat.
    LG Ute

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    1. Dankeschön! Ja das stimmt, es war eine kleine Menge Material die ich da verwendet habe ;-) Und da stimme ich Dir zu, manchmal braucht es gar nicht viel für interessante Dinge, die man selbst erschafft. Ich staune auch wieviele Namen der mir als Languetten-Stich bekannte Stich hat. Liebe Grüße!

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  7. Das Buch von Paul Jackson kenne ich, ich finde es etwas akademisch und auf die Dauer ermüdend, weil von vorne bis hinten das Thema eben nur mit Ziffern und Buchstaben durchdekliniert wird. Aber toll, wie es dich inspiriert hat!
    Man merkt, wie viel Erfahrung du mit dem Faux Chenille schon hast, weil deine zielgerichteten Vorarbeiten zum richtig schönen Ergebnis führen. Die Idee von Tyche, damit eine Jeans zu reparieren, ist toll, macht sich bestimmt gut.
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. Dankeschön! Ich finde Chenille immer wieder spannend und bin neugierig, ob sich etwas so entwickelt wie ich es mir ausgedacht habe. Danke für Deine wertschätzenden Worte! Liebe Grüße!

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Ich bin neugierig auf Deinen Kommentar :-) Bitte hab Verständnis, dass ich Kommentare zuerst lese und dann freischalte. Danke!

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