Stoffspielerei: Visible Mending am Ärmelabschluss

Für die Stoffspielerei des Monats April mit dem Thema Visible Mending habe ich mich den reparaturbedürftigen Ärmelnähten meines oft getragenen Lieblingssweatshirts gewidmet. Eigentlich zeigt sich an meinen Kleidungsstücken selten Reparaturbedarf, der über eine zu erneuernde Naht hinaus geht. Aber im Falle dieses Sweatshirt hinterließ das überdurchschnittlich häufige Tragen doch deutliche Spuren.

Die Nähte an der Unterseite der Ärmel waren durchgewetzt. Ebenso die Kanten der Ärmelbündchen – teilweise hielten an den Stellen, wo die Nahtzugaben übereinanderliegen, nur noch die Elasthan-Fäden den Stoff zusammen. Der Interlock aus 100% Baumwolle hatte diese „Sicherung“ nicht.

Durchgewetzte Ärmelnähte und Ärmelbündchen

An dieser Stelle Stickereien aufzubringen, wie sie als Beispiele für Visible Mending oft gezeigt werden, erschien mir nicht sinnvoll. Erstens sind die Stellen an der Unterseite des Ärmels nicht so im Blick. Zweites möchte ich auch gar nicht, dass der Blick auf die Unterseite meiner Ärmel geleitet wird. Drittens sind die abgewetzten Stellen Zeichen starker mechanischer Beanspruchung, der wahrscheinlich auch Stickereien nicht unbedingt lange standhalten werden. Ich habe mir deshalb überlegt, auf die schadhaften Stellen Ripsband aufzunähen und das Bündchen auszutauschen.

Als erstes trennte ich die Bündchen ab. Overlocknähte aufzutrennen ist immer eine „große“ Freude, ganz besonders wenn recht dicke Stofflagen zusammenkommen wie hier der Interlock und doppelt gelegtes Rip-Bündchen und alles fein farblich abgestimmt mit schwarzem Faden genäht worden ist. [Merke hier: um später mögliche Reparaturen zu vereinfachen sollte ich bei der Erstellung vielleicht für die Sicherungsnaht ein andersfarbiges Garn einfädeln.] Beim zweiten Ärmel habe ich beim Auftrennen zu sehr gezogen, so dass der Stoff eingerissen ist. Vielleicht zeigt das Material generell schon Ermüdungserscheinungen, obwohl der Interlock eine hochwertige GOTS-Qualität ist? [Merke hier: Beim Auftrennen die Kraft dosiert einsetzen ;-)]

Was mich von diesem Vorhaben bisher am meisten abgehalten hatte, war die vage Befürchtung, dass ich das Ripsband vielleicht gar nicht mit der Maschine auf die geschlossene Ärmelnaht aufnähen könnte. Aber es galt wie so oft: Versuch macht „kluch“. Ich konnte tatsächlich im auf links gedrehten Ärmel von der Unterkante bis ca. 25cm nach oben/innen nähen, ein paar Stiche quer und wieder zur Ausgangskante zurück (Ich zeige etwas weiter unten ein paar Fotos dazu).

Und weil’s so gut ging, entstand dann auch die besondere „Betonung“ dieser Reparatur, denn das aufgenähte schwarze Ripsband an sich ist doch eher invisible. Für die Betonung nahm ich ein farbiges Webband, welches ich in Streifen unregelmäßger Länge neben das schwarze Ripsband nähte. Einen weiteren Streifen schwarzes Ripsband habe ich mit eingefügt, das wäre aber wohl nicht nötig gewesen, denn man sieht diesen kaum.

Genäht habe ich alle Bänder mit der Nähmaschine, den Ärmel auf linksgedreht, von der Kante in den Ärmel „hinein“. Hier eine kleine Fotodokumentation:

Es empfiehlt sich am linken Rand des Bandes zu beginnen und sozusagen in den Ärmel hinein zu steppen.

Bis zum Ende des Bandes steppen, Nadel im Stoff versenken, Nähfuß anheben, Werkstück um 90° drehen, Nähfuß absenken, die Schmalseite des Bandes steppen.

Noch auf dem Band, kurz vor der langen Seite, die Naht beenden, Nadel wieder im Stoff versenken / versenkt lassen, Nähfuß anheben, Werkstück um 90° drehen, Nähfuß absenken, bis zur Außenkante des Ärmels zurück steppen.

Bänder fertig aufgenäht!

Das Bündchen habe ich dann doch nicht aus neuem Stoff gemacht, sondern einfach umgedreht, so dass die vormals innere Seite nun außen ist. Beim zweiten Ärmel habe ich sogar die alte Kante ca. 5mm nach innen geschoben, so dass sich ein neuer, vollkommen unbeschadeter Stoffbruch bildet.

Die Reparatur am zweiten Ärmel ist unbetont geblieben. Ich finde diese Asymmetrie gut. Die Streifen wirken sportlich. Die Neutralität des schwarzen Sweatshirts wird damit zwar aufgehoben aber das ist ok.

Auch sind die Streifen ein wirklicher Eye-Catcher. Da ich sie ich Richtung Vorderärmel aufgenäht habe, lenken sie den Blick nun eher von der Reparaturstelle weg. Aber das ist gut so.

Großes Dankeschön wieder einmal an eine Themengeberin der Stoffspielereien für Anstoß und Anregung! Für das Thema Visible Mending geht mein Dank an Ute von 123 Nadelei, wo alle Stoffspielerei-Beiträge zu diesem Thema gesammelt werden.

Bis bald und liebe Grüße!

18 Kommentare zu „Stoffspielerei: Visible Mending am Ärmelabschluss

  1. Die Lösung mit den Bändern sieht jetzt wahrscheinlich aufwändiger auf als es ist. Es gibt ja viele schöne Bänder und ich frage mich immer, wofür man die wohl brauchen kann. Jetzt habe ich eine Idee. Das mit dem Auftrennen von Overlocknähten vermeide ich auch, wo es geht, dauert halt immer ewig. Wenn es die Länge hergibt, schneide ich die Naht lieber ab.
    Liebe Grüße Christiane

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    1. Dankeschön! Ja es ging doch recht schnell. Und beim Nähen kamen die Ideen. Dieses rot-pinke Band habe ich schon ewig, ich fand es so schön dass ich es damals ohne konkrete verwendungsidee gekauft habe. Seitdem habe ich es ab und an in die Hand genommen und überlegt, was ich den damit machen möchte. Nun endlich hat das Band eine Bestimmung gefunden. Liebe Grüße!

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    1. Dankeschön! Ja es ist ein schöner Farbkontrast. Ab und an tendiere ich dazu mich ganz in Schwarz zu kleiden, mal sehen wie ich selbst mit diesem Farbtupfer zurecht komme ;-) Liebe Grüße!

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  2. Jetzt musste ich wirklich zweimal hingucken – die aufgesetzten roten Bänder sehen aus wie Korallenstücke, wunderschön!
    Ich hätte mich auch für eine asymmetrische Reparatur entschieden, das sieht viel nobler aus.
    Overlocknähte trenne ich nicht mehr auf, schneide sie auf. Und die Idee, Kanten zu verschieben, wende ich schon lange bei Bettwäsche an.
    Schön ist die Reparatur gewordenl, eben etwas mit Edelstein.
    Liebe Grüße
    Tyche

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    1. Dankeschön! Das sind sehr schöne Assoziationen, Korallen und Edelstein! Das Kantenverschieben und Bündchenumdrehen habe ich bestimmt auch schon mal irgendwo gesehen oder gehört, bisher aber noch nie selbst ausprobiert. Liebe Grüße!

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  3. Dass die Bänder schadhafte Stellen verdecken, ahnt niemand. Sieht toll aus! Schön ausgedacht und schön umgesetzt. Und dein Lieblingspulli wird jetzt noch mal so gerne weiter getragen.

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    1. Dankeschön! Vielleicht nähe ich bei einem neuen Sweatshirt gleich von Anfang an solche Streifen auf. Die Ärmelabschlüsse sind doch eigentlich häufig gesehen und könnten ein bisschen mehr Betonung vertragen. Liebe Grüße!

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    1. Dankeschön! Genau das Wenden ist eine gute Idee und besser als die Bündchen aus neuem Stoff anzusetzen, was meine erste Idee war. Erstens ist es so viel sparsamer und zweitens wäre der farblich passende Wash-Out hinüber. Liebe Grüße!

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  4. Ich habe einen an und für sich guten Winter-Daunenmantel, bei dem aber der Oberstoff genau an dieser Naht beginnt, sich aufzulösen. Die aufgewetzte Naht mit einem Band zu verdecken, ist eine klasse Idee! Hm, ob ich was im Vorrat habe? (Wobei ich es beim Daunenmantel wohl eher mit der Hand aufnähen muss, aber das ist ja kein Problem. Ein paar gemütliche Stunden am Sofa, weniger Arbeit als das Binding von einer großen Patchworkdecke.) Danke für die Inspiration, ich habe große Lust, das gleich umzusetzen! Liebe Grüße, Gabi

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  5. Sehr coole Variante, einen abgeschabten Ärmel zu flicken und gleichzeitig zu verschönern. Mich ärgern die brüchigen Bündchen auch oft (mein Mann hat da so ein paar Lieblingsstücke…) Danke für die tolle Idee!
    Liebe Grüße
    Ines

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Ich bin neugierig auf Deinen Kommentar :-) Bitte hab Verständnis, dass ich Kommentare zuerst lese und dann freischalte. Danke!

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