Stoffspielerei Posamente: Gewebt

Posamente sind das Thema der Stoffspielerei im Oktober 2022. Irgendwie fiel mir der Zugang zu diesem Thema recht schwer. Vielleicht könnte ich etwas mit Posamentenborten benähen, dachte ich mir. Doch irgendetwas hielt mich ab damit anzufangen. Erst als ich genauer hinschaute, wie Posamentenborten eigentlich hergestellt werden, wurde es interessanter. Es sind Variationen von Webbändern, in die besondere Fäden in bestimmter Art und Weise mit eingewebt werden. Die auffallenden, bunten, modern interpretierten Posamente der britischen Textilkünstlerin Elizabeth Ashdown waren es schließlich, die mich veranlassten, es auch ausprobieren zu wollen.

Ich startete mit einem einfachen Webrahmen und suchte Garne, Bänder und Wolle aus meinen Kisten. Meine Auswahl: ein jeansblaues Leinengarn, schmales dunkelblaues Satinband, weiße mohairähnliche Wolle und hellbraunes Viskose-Stickgarn.

Jeansblaues Leinengarn, schmales dunkelblaues Satinband, weiße mohairähnliche Wolle und hellbraunes Viskose-Stickgarn

Obwohl ich selbstgewebte Stücke immer sehr bewundere, webe ich eigentlich nur für die Stoffspielereien ;-) Deshalb orientierte ich mich wie beim letzten Mal (Stoffspielerei Handweben) für die Grundlagen am Buch Weben mit kleinem Rahmen. Für das Muster probierte ich einfach aus, was wie funktioniert. Zuerst waren es eingewebte Schlaufen aus dem dunkelblauen Satinband.

Erste Webreihen mit ersten Schlaufen aus Satinband

Dann eine Quaste aus dem weißen Kuschelgarn, wofür ich 10 Fäden davon als dickes Bündel einmal hin und einmal her in den Schuss legte.

Eingewebte Kuschelwolle für eine Quaste

Doch langsam ging meine Geduld mit dem einfachen Ein-Fach-Webrahmen zu Ende. Deshalb blieb das braune Viskose-Stickgarn unverarbeitet. Ich wiederholte die Schlaufen und webte noch einmal den Abstand vom Anfang für ein symmetrisches Bild. Die Quaste habe ich mit einem Krawattenknoten gebunden, vielleicht gibt es dafür auch webtechnisch/posamententechnisch anderen Begriff.

Ein erster Ansatz einer Posamentenborte

Das kleine Experiment nutzte ich zur Analyse. Ich denke für ein nächstes Projekt würde ich darauf achten, in welches „Fach“ ich jeweils die Schmuckbänder einlege. Beim Satinband hatte ich geschaut, dass es immer über den äußeren Kettfäden liegt. Bei der Quaste dagegen habe ich der Richtung folgend einmal das Hochfach und einmal das Tieffach erwischt. Meine Kettfäden liegen recht weit auseinander, deshalb entsteht wohl kein Querrips. Auch hatte ich relativ „viele“ Kettfäden aufgespannt, für eine Borte vielleicht zu breit.

Irgendwie war ich aber immer noch neugierig. Um die Dinge auszutesten, die ich nun festgestellt habe, könnte ich den Kircher-Schulwebrahmen der Schwiegermutter aufbauen, der hier im Regal schlummert. Irgendwann später ohne konkreten Anlass würde ich es allerdings wohl nicht tun. Also dann: wann, wenn nicht jetzt?!

Dieses Mal leuchtendes orange-farbenes Baumwollgarn, dunkelrotes Baumwollgarn, rotes Satinband und – für den besonderen Spaß an der Sache – die olivgrünen Webkanten, die ich von der vorherigen Stoffspielerei noch übrig hatte :-)

Orange-farbenes Baumwollgarn, dunkelrotes Baumwollgarn, rotes Satinband und – für den besonderen Spaß an der Sache – olivgrüne Webkanten

Zu meinem Glück gibt es auf der Website des Webrahmen-Herstellers Kircher noch eine passende Aufbau- und Webanleitung für dieses in die Jahre gekommene Webrahmenmodell. Ob ich alles „richtig“ aufgezogen habe, weiß ich nicht, aber es hat funktioniert. Nach dem Aufziehen habe ich zwei Kettfäden dann doch wieder rausgenommen, weil es mir zu breit erschien. Das Band hat nun eine Breite von ca. 2cm.

Erste Webreihen auf dem Kircher Schulwebrahmen

Laut Anleitung webt man mit dem Kircher Schulwebrahmen auf dem Schoß. Das hat funktioniert, nur wusste ich nicht so recht, ob und wie man den Gatterkamm im Tieffach fixiert. Als Muster habe ich wieder Schlaufen und Quasten eingewebt.

Eingewebte Schlaufen aus Satinband
Der erste Rapport

Dieses Mal habe ich alle Bänder/besonderen Fäden im Hochfach eingelegt. Bei der Quaste gefallen mir die nun genau gegenüberliegenden Rippen sehr gut. Meinen Rapport habe ich dreimal wiederholt. Ich bin sehr zufrieden mit meinem zweiten Experiment :-)

Meine erste, selbstgewebte Posamentenborte

Jetzt muss ich mein Werk „nur“ noch vom Rahmen abnehmen. Ich schreib dazu entweder ein Follow-up-Beitrag oder füge hier noch etwas ein.

Dankeschön an Gabi vom Blog „made-with-blümchen“, die heute auch alle Beiträge sammelt, für dieses Thema, das für mich doch eine unerwartete Faszination mit sich brachte :-)

Bis spätestens zur nächsten, nun schon letzten Stoffspielerei dieses Jahres im November!

Die Stoffspielereien

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Bist du nächstes Mal auch dabei?

Eine Übersicht aller bisherigen Stoffspielereien findest Du unter stoffspielereien.net

19 Kommentare zu „Stoffspielerei Posamente: Gewebt

  1. Juhu! Ich hatte gehofft, dass jemand das Weben nach Elizabeth Ashdown ausprobiert, und du hast es getan! Wie schön, dass du dazu sogar den passenden Webrahmen aufgebaut und wieder in Betrieb genommen hast. (Beim nächsten Mal wird es dir sicher leichter fallen, jetzt wo du weißt, wie es geht.) Schön, dass du nach dem ersten Versuch nicht aufgehört hast, die zweite Borte finde ich schon sehr vielversprechend. Ich könnte mir sowas als Hutband vorstellen, oder vielleicht (aber nur vielleicht) als extravaganten Schmuck um einen flachen Halsausschnitt, oder als Akzent am Saum eines Kleides. Ganz wunderbar. Diese bunten Borten möche ich auch gerne probieren. Liebe Grüße, Gabi

    Gefällt 1 Person

    1. Dankeschön! Diese Bänder machen wirklich so viel Spaß! Und man könnte so viele Bänder(reste) damit verweben. Noch steht der Webrahmen aufgebaut hier, vielleicht ergibt sich doch noch eine Gelegenheit für weitere Bänder :-) Liebe Grüße!

      Like

  2. TOLL! Weben ist für mich von allen Handarbeiten das un-liebste, vielleicht wegen eines Traumas mit so einem kleinen Rahmen zu Schulzeiten (davon muss ich mal bei Gelegenheit erzählen). Aber deine gewebten Bänder sind sooo toll! Ich habe gar keine Borten zuhause, weil mir der Look bisher nicht so gefiel, aber jetzt bekomme ich auch Lust, das zu probieren. Aber nein, nein, nein, bei mir fliegt schon zu viel herum. :-) Lieben Dank auch für Deinen netten Kommentar. Viele Grüße, Anne Sophie

    Gefällt 1 Person

    1. Dankeschön! Diese Art zu Weben macht wirklich Spaß, es ist so farbenfroh und durch die unterschiedlichen Materialien staunt man immer wieder über die Wirkung. Ich finde es sehr bedauerlich, wenn der Schulunterricht so emotionale Narben hinterlässt, welche Kraft der Überwindung es doch noch Jahre später kosten kann … Lass die bunten, leuchtenden Farben Dich neu motivieren! Ich versuche meist, zu jedem kleinen Experiment eine kleine Verwendung mitzuplanen. Manchmal gelingt es nicht so gut, diese Borte ist auch noch nicht verarbeitet. Aber bald ;-) ! Liebe Grüße!

      Like

    1. Dankeschön! Ich habe einfach darauf los gewebt und ausprobiert. Bei Elizabeth Ashdown sieht man ja richtige Kunstwerke, verschlungen und mit ganz besonderen Bändern und Schnüren gewebt. Da gibt es ganz viele begeisternde Möglichkeiten. Liebe Grüße!

      Like

  3. Liebe Kerstin, ich staune und schlucke – so ein dekoratives Ergebnis mit so einfachen Mitteln, der zweite Versuch schon gut gelungen. Weder die britische Textilkünstlerin noch der spezielle Webrahmen waren mir bislang ein Begriff, wieder gibt es bei den Stoffspielereien etwas zu lernen.
    Den Schulwebrahmen aus meinen Kindertagen habe ich nicht mehr, aber vielleicht sollte ich doch nach einem Erbstück Ausschau halten? Kettgarn habe ich noch…
    Eine Borte von der 2. Art kann ich mir auch als Hutband vorstellen, oder als Indianerstirnband für ein Kind.
    Danke für die farbenfrohen Beispiele,
    Liebe Grüße
    Tyche

    Gefällt 1 Person

    1. Dankeschön! Ich war ebenfalls ganz hin und weg, als ich die Werke der Künsterlin das erste Mal gesehen habe. So viel spielerische Freude! Ich hatte auch schon überlegt mir einen Bänderwebrahmen zuzulegen aber realistisch gesehen reicht für mich wohl der Schulwebrahmen. Viele Grüße!

      Like

  4. Wie prima, deine Versuche mit den Ashdown Bändern zu sehen! Da hast du auch einiges getestet. Das erste breite Band könnte auch ein Anhänger für eine Halskette werden. Mit der Breite der Bänder habe ich auch experimentiert und auf dem Schoß gewebt. Dabei habe ich den Kamm einfach unten gehalten, das ging gut. Dein zweites Band ist richtig pfiffig, toll dass du Webkantenreste verwenden konntest. Mit den fröhlichen Farben hat das Weben sicher Spaß gemacht.
    Liebe Grüße, Elvira

    Gefällt 1 Person

    1. Dankeschön! Es gibt mit den unterschiedlichen Bändern so viele Möglichkeiten. Jedes wird wohl einzigartig sein. Danke für Deine Rückmeldung zum Weben auf dem Schoß. Da ist sicherlich viel Übung dabei. Liebe Grüße!

      Like

  5. Ich habe erst durch eure Links von Elizabeth Ashdown erfahren – sie macht ja die tollsten Bänder. Das werde ich mir noch genauer anschauen und ich sehe mich schon dabei, das nachzumachen. Applaus, dass du den Kircher Webrahmen aktiviert hast. Ich habe auf ihm während eines Kurses das Weben gelernt. Und auch erfahren, dass er Gatterkamm eine etwas wackeligen Stand hat. Nun ja, wenn man weiter machen will, ist der nächste Webrahmen dran. Deine Bänder gefallen mir jedenfalls sehr, sehr gut.
    LG, Beate

    Gefällt 1 Person

    1. Dankeschön! Ich habe mir bei Dir auch ganz viel Anregung zum Bänderweben abgeschaut. Gerade der Inkle Loom wäre wahrscheinlich ein perfektes Werkzeug um solche Bänder zu weben. Danke dass Du da so viele Erfahrungen teilst! Liebe Grüße!

      Like

  6. Wie toll, dass du den Kirchner-Webrahmen hast. Auf dem kleinen Rahmen sind die Kettfäden einfach zu weit auseinander. Das sieht so aus, als ob es wahnsinnig Spaß macht, solche Ashdown-Bänder zu weben, man kann herrlich kreativ bei den Farben und Mustern werden. Ob es dafür wirklich einen Einsatzzweck braucht? Einfach Spaß am Experimentieren reicht, oder?
    Liebe Grüße
    Christiane

    Gefällt 1 Person

    1. Dankeschön! Auch das Experimentieren macht bei solchen Farben und so ungewöhnlichen Materialien Spaß. Obwohl ich schon eine Verwendungsidee habe, muss man dabei ja dann immer die Praktikabilität mitbedenken und dann lässt man vielleicht das eine oder andere Material weg, was dann auch den Spaßfaktor etwas schmälern könnte. So fürchte ich, dass die hier eingewebten Webkanten nicht so optimal bei einem Gebrauchsgegenstand funktionieren würden – wir werden sehen, ich probiere es wahrscheinlich trotzdem aus ;-) Liebe Grüße!

      Like

  7. Seit Du mir in Nürnberg Deine Inspiration gezeigt hast bin ich gespannt auf Deinen Beitrag. Nach ein paar Experimenten ergab es ein faszinierend vielversprechendes Ergebnis. … noch ein paar Rapports mehr und es reicht für eine Clutch …
    Bei Deiner ausführlichen Beschreibung merkt man, dass Du auch Spaß an dieser Spielerei hattest.
    LG Ute

    Gefällt 1 Person

    1. Dankeschön! Ja es war viel Spaß dabei! :-) Ehrlich gesagt, reicht die Borte schon für eine Clutch ;-) ich hatte ja dieses Mal ein größeres Taschenprojekt vor Augen, aber vielleicht … Liebe Grüße!

      Like

Ich bin neugierig auf Deinen Kommentar :-) Bitte hab Verständnis, dass ich Kommentare zuerst lese und dann freischalte. Danke!

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..